Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Die Wörter stressfrei und reisen in einem Satz zu benutzen, ist an sich völliger Schwachsinn.
Stress (vor allem auf Reisen) ist unvermeidbar. Doch unsere Antwort darauf haben wir selbst in der Hand ☝🏼
Nach drei Monaten Pause, bin ich Donnerstag von meiner ersten viertägigen Tour als Flugbegleiterin durch Europa wiedergekommen. Vier Tage, 12 Flüge, 6 Städte und hunderte von Menschen haben mich nicht nur daran erinnert, dass ich meinen Job immer noch sehr gerne mache, sondern auch daran, dass Reisen (vor allem in der Luft) kein Zuckerschlecken ist.
🧬 Ob wir es wollen oder nicht, Reisen beeinflusst unseren Körper und unser Nervensystem.
Keine Frage, Reisen und neue Orte erkunden ist unglaublich spannend und aufregend. Ich mache meinen Job nicht umsonst so gerne.. UND es kann unser Nervensystem ganz schön stretchen, wenn nicht sogar stressen.
Umso wichtiger ist es, immer wieder mit uns selbst und unseren Bedürfnissen in Kontakt zu kommen. Eine gute Beziehung mit unserem Körper aufzubauen und unser Nervensystem (auf Reisen) kennenzulernen.
✈️ Zu oft sehe ich Menschen an Bord, welche entweder am Rande eines Nervenzusammenbruchs sind oder ihre Aktivierung an anderen auslassen und dabei jegliche Empathie und Umsicht verlieren.
Und all das ist bis zu einem gewissen Punkt verständlich. Lange Warteschlangen an der Sicherheitskontrolle, viele Menschen, Verspätungen und kurze Umsteigeverbindungen. Unser Nervensystem mag Beständigkeit und Sicherheit. Reisen ist vermutlich das genaue Gegenteil.
Auch ich kenne Momente, in welchen meine Kapazitäten aufgebraucht sind. 🤯
Was passiert mit unserem Nervensystem auf Reisen?
Bevor ich dir 5 Tipps für entspannteres und stressfreieres Reisen an die Hand gebe, möchte ich dir noch ein paar Hintergrundinformationen geben. Liberation through education, right?
Ich hatte es in einem meiner letzten Blogartikel bereits erwähnt: Stress ist eine nicht spezifische Antwort unseres Körpers auf Veränderung.
Kurzzeitiger Stress äußert sich durch einen Anstieg von Adrenalin im Blut, eine erhöhte Herzfrequenz, erhöhten Blutdruck, einen Anstieg des Blutzuckerspiegels oder auch eine erniedrigte Verdauungsaktivität. All dies ist völlig normal und hilft uns im besten Fall dabei in einer Gefahrensituation Energie zu mobilisieren und unser Überleben zu sichern.
Das Blöde ist nur, dass unser Körper nicht zwischen realer und wahrgenommener Gefahr unterscheidet. Somit reagieren wir im Zweifel auch am Flughafen mit einer Stressantwort, obwohl die Situation an sich nicht gefährlich ist.
Während wir uns auf kognitiver Ebene vielleicht einreden, dass ja alles in Ordnung sei, antwortet unser Körper möglicherweise mit Verdauungsproblemen, einer kurzen Zündschnur oder auch mentaler und emotionaler Erschöpfung.
Und eigentlich wollen wir doch voller Vorfreude auf unsere Reise sein, oder?
🌎 Wie können wir nun also stressfreier und entspannter reisen?
Ich freue mich nicht nur als Flugbegleiterin über entspannte Gäste, sondern möchte dir gerne auch Tipps an die Hand geben, die deine nächste Reise etwas stressfreier machen.
Keiner dieser Tipps ersetzt eine langfristige Arbeit mit dem Nervensystem durch somatisches Coaching oder auch die Arbeit mit dem Atem, doch sie können dir vielleicht kurzfristig helfen dein Nervensystem etwas zu beruhigen und somit deinen Zustand zu regulieren.
Hier sind meine 5 Tipps für stressfreieres und entspannteres Reise:
Mach dich vertraut mit deiner Reiseroute: Unser Nervensystem mag Sicherheit und dazu zählt auch, dass wir wissen, was auf uns zukommt. Nimm dir also vor deiner Reise Zeit dich mit den Wegen vertraut zu machen. Schau dir den Terminplan deines Flughafens im Internet an, nutze Google Maps oder schreib dir genau auf, welche Flugnummern deine Flüge haben. All dies hilft dir dabei Sicherheit zu schaffen und dein Nervensystem zu entspannen.
Lokalisiere dich mithilfe von Google Maps: Dies mag ein etwas ungewöhnlicher Tipp sein, doch er hilft mir persönlich immer, wenn ich mal wieder schneller unterwegs war, als mein Körper hinterherkommen konnte. Ja, ich lokalisiere mich auf der beweglichen Karte von Google Maps und zoome rein und raus. Mir hilft dies zu veranschaulichen, wo ich mich gerade befinde und schenkt meinem Nervensystem einen Hauch von Sicherheit.
Nutze deinen Körper als Ressource: Egal, ob am Vorabend oder nach der Ankunft - leg dich auf dein Bett oder die Erde und streck deine Beine nach oben aus bzw. lehne sie an die Wand an (aka. legs up the wall).. dies ist eine der einfachsten und effektivsten Wege dem Nervensystem einen Moment Entspannung zu schenken. Vielleicht hast du auch eine Meditation, welche du hier hören magst. Schau dafür auch gerne mal auf meiner Insight Timer Seite vorbei - hier habe ich ein paar kostenfreie geführte Meditationen für dich.
Behalte deinen Atem im Blick: Stress an der Sicherheitskontrolle oder am Gate? Erlaub dir deine Ausatmung etwas langsamer fließen zu lassen und deine Einatmung bis in den Bauchraum zu senden. Dies hilft dabei deinen Vagusnerv zu aktivieren und kurzfristig für Entspannung zu sorgen.
Gib dir Integrationszeit: Vor allem bei Flugreisen sind wir schneller unterwegs, als unser Körper hinterherkommen kann. Nimm dir bewusst Zeit, dich mit deiner Umgebung vertraut zu machen, statt direkt draufloszurennen. Erlaub dir Phasen des bewussten Wahrnehmens deines Körpers und deiner Körperempfindungen. Deiner Bedürfnisse und deines Nervensystemzustands. Je besser wir unser Nervensystem und die Zeichen unseres Körpers kennen, desto einfacher können wir darauf antworten.
Übrigens, wenn du mehr über die Landkarte deines Nervensystems lernen möchtest, trag dich gerne unverbindlich auf die Warteliste für meinen Nervensystemkurs Homecoming ein. Dieser startet voraussichtlich im Spätsommer 2024 - und ich freue mich schon wahnsinnig darauf ✨🙌🏼
Ich freue mich von dir zu hören, ob dir diese Tipps geholfen haben und welchen du davon vielleicht auf deiner nächsten Reise ausprobierst.
Für mich geht es übrigens morgen wieder in die Luft und ich hoffe auf viele regulierte Nervensysteme.
x Charlotte
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